Übungswochenende der Feuerwehr Schondra 2025

18. Juli 2025
Übungen Veranstaltungen/Prüfungen Lehrgänge
Zugübungen für KBI Bereich Nord in Schondra

Zwei Tage voller Einsatz: Großübung im KBI-Bereich Nord begeistert Feuerwehren und Politik

Am Freitag, 18.07., und Samstag, 19.07.2025, fanden im gesamten Gemeindegebiet Schondra bereits zum dritten Mal die groß angelegten Übungstage des Kreisbrandinspektionsbereich Nord statt. Rund 250 Einsatzkräfte aus 24 Feuerwehren sammelten sich an beiden Tagen am Feuerwehrhaus Schondra, um sich in eigens zusammengestellten Zügen vier realistischen Szenarien zu stellen. Für die Organisation und Gesamtkoordination zeigten sich Kreisbrandmeister Bastian Markert und Johannes Schmitt (stv. Kommandant FF Schondra) verantwortlich. Unterstützt wurden sie durch Kommandanten und Kreisbrandmeister aus dem Landkreis.

Die Züge wurden dabei bewusst nicht nach gewohnten Einsatzkonstellationen, sondern fein abgestimmt nach Gerät und Mannschaftsprofil eingeteilt. Ziel war es, Feuerwehren zusammenarbeiten zu lassen, die sonst selten gemeinsame Einsätze haben – um unterschiedliche Herangehensweisen kennenzulernen, voneinander zu lernen und neue Kontakte im Einsatznetzwerk zu knüpfen.

Realistische Einsatzszenarien mit intensiver Beteiligung des Rettungsdienstes

An beiden Tagen wurden vier herausfordernde Einsatzlagen dargestellt – jeweils mit professioneller Notfalldarstellung und realitätsnahen Requisiten. Am Freitag erschwerte zudem die Dunkelheit den Einsatzkräften die Arbeit erheblich. Alle Lagen beinhalteten Menschenrettung und verlangten nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch taktische Entscheidungen und gute Kommunikation im Zug.

 

Szenario 1 – Verpuffung in Autowerkstatt mit verletzter Person
In einer privaten Autowerkstatt kam es bei Schweißarbeiten zu einer Verpuffung, wodurch ein Feuer ausbrach. Die Druckwelle ließ ein Fahrzeug in eine Grube stürzen, wobei ein Mechaniker hineinfiel und sich eine Pfählungsverletzung am Bein zuzog. Eine weitere Person erlitt leichte Verbrennungen und flüchtete aus dem Gebäude. Die Feuerwehrkräfte mussten die Werkstatt unter Atemschutz erkunden, das Feuer bekämpfen, Gasflaschen sichern und gemeinsam mit dem Rettungsdienst eine anspruchsvolle technische Rettung durchführen. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf dem patientenschonenden Durchtrennen einer Eisenstange direkt an der verletzten Person in der Grube.

 

Szenario 2 – Verpuffung in Heizungsraum mit Brandausbreitung in Sporthalle
Am Gelände der alten Schule in Schönderling kam es zu einer Übungslage mit mehreren vermissten Personen. Nach einer Explosion in der Heizungsanlage brach im Keller ein Feuer aus, das sich rasch in Richtung Turnhalle ausbreitete. Der Hausmeister konnte das Gebäude noch hustend verlassen, brach jedoch draußen bewusstlos zusammen und musste durch die Einsatzkräfte erstversorgt werden. Im stark verrauchten Gebäudekomplex wurden drei Schüler vermisst. Der Rest der Sportklasse hatte sich unter Anleitung der Lehrkraft in Sicherheit gebracht.

Die Feuerwehrkräfte mussten unter Atemschutz zur Personensuche und -rettung in die Turnhalle und deren Nebenräume vordringen. Besonderes Augenmerk lag auf der korrekten Ausrüstung der vorgehenden Trupps sowie einer strukturierten Atemschutzüberwachung. Die Übung forderte nicht nur taktisches Geschick beim Innenangriff, sondern auch organisatorische Fähigkeiten bei der Einteilung von Einsatzabschnitten, Aufbau einer funktionierenden Wasserversorgung und der Kommunikation mit dem Rettungsdienst.

 

Szenario 3 – Schwerer Verkehrsunfall mit E-Auto im Wald
Ein weiterer anspruchsvoller Übungseinsatz wartete im unwegsamen Gelände eines Waldstücks: Nach einem Auffahrunfall mit einem Traktor wurde ein Elektro-Pkw über 35 Meter hangabwärts geschleudert, überschlug sich mehrfach und blieb seitlich an einem Baum hängen. Durch den Aufprall wurde der Fahrer aus dem Fahrzeug geschleudert und unter dem Auto eingeklemmt – eine dramatische Lage, die höchste Konzentration und Fachkenntnis verlangte.

Die Einsatzkräfte mussten das instabile Fahrzeug sichern, den Hang absichern und sich vorsichtig zum Verletzten vorarbeiten. Besonderes Augenmerk lag auf der Erkennung und sicheren Deaktivierung des Elektrofahrzeugs mittels Rettungskarte. Parallel wurde der Traktorfahrer im Schockzustand betreut, das Gelände abgesperrt und der Rettungsdienst eng eingebunden. Dieses Szenario forderte nicht nur technisches Können, sondern auch ein umsichtiges Arbeiten unter schwierigen Geländebedingungen.

 

Szenario 4 – Gefahrgutunfall mit Ameisensäure

Im Gewerbegebiet wurde ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen einem Gabelstapler und einem Pkw inszeniert. Der Stapler transportierte auf der Gabel einen IBC-Behälter mit Ameisensäure, der bei der Kollision beschädigt wurde – ein Leck entstand, die ätzende Flüssigkeit trat aus und lief in einen nahegelegenen Gully.

Der Staplerfahrer wurde durch den Aufprall vom Fahrzeug geschleudert, blieb bewusstlos auf der Straße liegen und kam direkt mit dem Gefahrstoff in Kontakt. Der Pkw-Fahrer wurde durch den Unfall im Fußraum eingeklemmt und musste unter Atemschutz befreit werden. Die Rettung der Personen hatte höchste Priorität.

Die Einsatzkräfte erkannten schnell die Gefahrgutlage und setzten erste Maßnahmen nach GAMS-Regel um. Der Gefahrenbereich wurde abgesperrt, ein provisorischer Dekontaminationsplatz eingerichtet, der Brandschutz sichergestellt sowie Kanaleinläufe abgedichtet. Parallel wurden Stoffdaten abgefragt und Fachberater nachgefordert.

Die Lage forderte ein präzises und umsichtiges Vorgehen unter hohem Zeitdruck – eine wertvolle Übung für den Ernstfall.

Ein starkes Zusammenspiel – Feuerwehr und Rettungsdienst gemeinsam im Einsatz

Nicht nur die Feuerwehren zeigten an diesen zwei Übungstagen, was in ihnen steckt – auch der Rettungsdienst war mit vollem Engagement beteiligt. Neben dem BRK-Kreisverband Bad Kissingen, die Freitags mit zwei Rettungswagen und Notfallsanitäter-Auszubildenden samt Praxisanleitern waren auch der private Rettungsdienst RKT mit zwei Rettungswagen und die HvO-Gruppe Schondra an beiden Tagen vor Ort. Am Freitag wurde die medizinische Versorgung zudem durch die First Responder Geroda unterstützt. Alle Einheiten arbeiteten Hand in Hand mit der Feuerwehr – realitätsnah, praxisorientiert und mit Blick für das große Ganze.

Koordiniert wurden die Züge und Einheiten über realitätsnahe, eigens erstellte Alarmfaxe. Am Samstag wurde die Übung zusätzlich durch die Kreiseinsatzzentrale (KEZ) unterstützt, die bei der Feuerwehr Bad Kissingen stationiert ist. Von dort aus lief der Funkverkehr sowie die Alarmierung der Übungszüge reibungslos.

 

Besondere Gäste und starke Worte

Am Samstagvormittag besuchten zahlreiche Vertreter aus Politik, Kreisbrandinspektion und den Gemeinderäten der teilnehmenden Feuerwehren die Übungslagen im Gemeindegebiet Schondra. Per Shuttlefahrzeug wurden sie zu den Stationen gebracht und konnten sich so einen umfassenden Eindruck vom Engagement der Ehrenamtlichen verschaffen.

Der Landrat wurde durch Jürgen Metz, 3. Bürgermeister von Schondra und Abteilungsleiter im Landratsamt, vertreten – Er lobte das Engagement der Feuerwehren und sprach seinen Dank aus. Besonders gefreut hat uns der Besuch von Sandro Kirchner, MdL und Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium des Innern, der mit seinem Grußwort und seinem Besuch an mehreren Einsatzstellen zeigte, wie wichtig ihm das Ehrenamt und insbesondere der Brand- und Katastrophenschutz sind. Er betonte, dass man im Landtag auch um die Wichtigkeit des Ehrenamtes wisse und bedankte sich bei allen Anwesenden für ihren Einsatz.

Dank an Unterstützer – und ein Blick in die Zukunft

Ein herzlicher Dank geht an die Bevölkerung für das Verständnis und die Toleranz gegenüber Verkehrsbehinderungen oder dem Aufheulen der Sondersignale. Ohne die Unterstützung zahlreicher Partner wäre eine solche Großübung nicht denkbar: Die Firma Auto Schröter Schondra und Autoteile Schlereth Hammelburg stellten die Schrottfahrzeuge zur Verfügung, Metallbau Markert Schildeck bot Gelände, Metallstangen und Gabelstapler, mehrere Privatpersonen ermöglichten realistische Übungssituationen. Auch die Notfalldarstellung von RKT und BRK sowie viele freiwillige Helferinnen und Helfer trugen maßgeblich zum Gelingen bei. Der Staatliche Mineralbrunnen Bad Brückenau unterstützte mit einer großzügigen Getränkespende.

Für die Stärkung sorgte am Freitag der Feuerwehrverein Schondra, am Samstag die Feldküche des Landkreises, stationiert in Stangenroth, mit einer warmen Mahlzeit.

Ein starkes Ehrenamt in Aktion

Mit über 250 Einsatzkräften an beiden Tagen war das Übungswochenende ein voller Erfolg. Kameradschaft, Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg und professionelles Handeln standen im Mittelpunkt. Die vier realistisch gestalteten Einsatzlagen boten für alle Beteiligten wertvolle praktische Erfahrungen und trugen dazu bei, Abläufe zu festigen sowie neue Impulse für die tägliche Einsatzpraxis zu gewinnen. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchweg positiv – ein starkes Zeichen für den hohen Ausbildungsstand und das große Engagement der Feuerwehren im Inspektionsbereich Nord.

Steigende Anforderungen – eine gemeinsame Herausforderung

Die Einsatzszenarien haben eindrucksvoll gezeigt, welchen Herausforderungen sich die Feuerwehren heute stellen müssen – von technischer Hilfeleistung über Gefahrgut- und Brandeinsätze bis hin zur engen Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst. Dabei wird deutlich, dass sich Technik, Taktik und Ausrüstung stetig weiterentwickeln. Um den wachsenden Anforderungen dauerhaft gerecht zu werden, ist eine kontinuierliche Unterstützung durch Kommunen, Politik und Landkreise unverzichtbar – etwa bei der Modernisierung veralteter Ausrüstung oder bei der Stärkung der Ausbildungskapazitäten. Nur gemeinsam kann sichergestellt werden, dass die Feuerwehren auch in Zukunft leistungsfähig bleiben.